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Olympia 2024 in Paris – die kontrastreichsten Spiele aller Zeiten?

Ein Kommentar von Hanna Stepanik

Am Sonntag, 11. August 2024, gingen die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu Ende. Wie bereits im Vorfeld der Eröffnung in einem Kommentar festgehalten, haben wir während der Spiele versucht, ein Augenmerk auf menschenrechtliche Themen sowie Nachhaltigkeitsaspekte zu legen.

In Anbetracht der Tatsache, dass heute – nämlich am Mittwoch, 28. August – die Paralympischen Sommerspiele in Paris starten, wollen wir für euch unsere High- und Lowlights der Olympics 2024 zusammenfassen.

Highlights

Fangen wir gleich bei der bombastischen Eröffnungszeremonie an. Diese wurde von der katholischen Kirche in Frankreich bzw. katholischen Organisationen weltweit sowie von rechten Politiker*innen, rechtsextremen Gruppen und queerphoben Personen im Allgemeinen scharf kritisiert. Sie verurteilten die Darstellung von Drag-Queens während einer Performance, die vermeintlich dem Gemälde „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci nachempfunden war, scharf. Die Verantwortlichen entschuldigten sich und stellten klar, dass es sich bei der Performance um eine „Botschaft der Liebe“ und nicht um eine Parodie handeln sollte.

Die französischen Behörden untersagten den für Frankreich startenden Sportlerinnen*, während der Spiele den Hidschab, das muslimische Kopftuch, zu tragen (mehr dazu später bei unseren Lowlights). Nach Reaktionen von Athlet*innen und Social Media Nutzer*innen wurde ihnen jedoch gestattet, ihr Haar mit einer Kappe zu bedecken. Die niederländische Langstreckenläuferin Sifan Hassan wurde gelobt, nachdem sie bei der Entgegennahme der Goldmedaille für ihren Rekordmarathon einen Hidschab trug und somit klar ein Zeichen setzte, dass die Olympischen Spiele für alle Sportlerinnen* zugänglich sein sollten.

Nicht zuletzt sind die zahlreichen Bemühungen und Konzepte zum Thema Nachhaltigkeit als positiv zu bewerten. Auch die Tatsache, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Spiele gleich viele Athleten* wie Athletinnen* teilnahmen und auch Entscheidungen bzw. Wettkämpfe zeitlich „gleichberechtigt“ angesetzt waren, soll als Highlight erwähnt werden.

Mit 83 Athlet*innen war das österreichische Olympic Team 2024 das quantitativ größte seit Sydney 2000 und erreichte erstmals seit 20 Jahren wieder zwei Goldmedaillen und insgesamt fünf Medaillen, was Rang 36 im Medaillenspiegel unter insgesamt 206 Nationen gleichkommt. Wir gratulieren!

Lowlights

Um gleich zu einem unserer Highlights zurückzukehren, wollen wir das Verbot des Hidschabs als eines unserer Lowlights erwähnen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erlaubte Frankreich, Hidschab tragende Olympionikinnen* ihren Antritt bei Wettkämpfen zu verwehren, was Kritiker*innen als „beschämenden Moment“ bezeichneten.

Die offene Forderung von Organisationen wie Amnesty International oder auch der Sports & Rights Alliance, das IOC möge sich klar und deutlich gegen die rassistische Diskriminierung von kopftuchtragenden Athletinnen* positionieren, blieben ohne große Wirkung. Dadurch erhielt die proklamierte „Geschlechtergerechtigkeit“ von Paris 2024 einen bitteren Beigeschmack.

Die Disqualifizierung der afghanischen Breakdancerin Maniza Talash (aka „b-girl Talash“), die als Mitglied des IOC Refugee Olympic Teams antritt, sorgte ebenfalls für Kritik. Talash wurde am 9. August vom Wettbewerb der Olympischen Spiele 2024 disqualifiziert, nachdem sie mit einem Umhang mit der Aufschrift „Free Afghan Women“ angetreten war. Das IOC zitierte Regel 50, wonach „jede Art von Demonstration oder politischer, religiöser oder rassistischer Propaganda in allen olympischen Stätten, Austragungsorten oder anderen Bereichen” untersagt ist. Da andererseits jedoch „Meinungsfreiheit“ und „Geschlechtergleichstellung“ klar unterstützt werden, wurde das IOC von Organisationen wie der Sports & Rights Alliance oder Human Rights Watch aufgefordert, die Disqualifizierung einer Athletin, die sich für Menschenrechte und Geschlechtergleichstellung einsetzt, rückgängig zu machen.

Auch die Diskussionen rund um die Boxerinnen Imane Khelif aus Algerien sowie Lin Yu-ting aus Taiwan können trotz der unterstützenden Haltung des IOC als Lowlight im Bereich Gender Equality gesehen werden. Khelif gewann die olympische Goldmedaille und hat damit einen bedeutenden Sieg errungen. Die Athletin sah sich jedoch einer Flut von Beschimpfungen ausgesetzt, die zum Teil von prominenten transphoben Beobachter*innen wie Donald Trump und der Autorin J.K. Rowling ausgingen, die fälschlicherweise behaupteten, Khelif sei transgender und solle von Wettkämpfen ausgeschlossen werden. Das IOC stellte sich spät und nur zögerlich hinter die beiden Athletinnen.

Als letzten Punkt möchten wir auf den enormen Anstieg an KI-Überwachung hinweisen. Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024 in Paris hatte die französische Regierung im Jahr 2023 einen Artikel verabschiedet, der den Einsatz experimenteller Überwachungstechnologien mit künstlicher Intelligenz (KI) für die Veranstaltung ermöglicht. Dieses Gesetz verdeutlicht einige der größten Herausforderungen, die KI für Verfechter*innen des Datenschutzes, der Meinungsfreiheit und der öffentlichen Sicherheit mit sich bringt. Die erlassene Gesetzgebung aus dem Jahr 2023 erlaubte den Einsatz von KI-Videoüberwachung für einen Testzeitraum während der Spiele, um „auffällige“ Ereignisse oder menschliches Verhalten bei Großveranstaltungen zu erkennen. Laut Kritiker*innen wurden die Olympischen Sommerspiele jedoch instrumentalisiert, um neue Technologien zu erwerben, die Anzahl von Polizist*innen zu erhöhen und eben um neue Gesetze zu erlassen. Es sei sehr wahrscheinlich, dass diese Veränderungen nach den Spielen bleiben und Teil einer neuen „Normalität“ werden. Vereinzelt wurden auch Berichte publik, wobei Drohnen während den Vorbereitungen und Trainings verwendet wurden, um gegnerische Teams zu beobachten.

Es bleibt abzuwarten, wie und ob sich diese oder ähnliche Themen bei den Paralympischen Spielen wiederfinden. Wir sind auf jeden Fall gespannt und halten euch auf dem Laufenden! Stay tuned!