The Workers Cup von 2017 zeigt die Lebens- und Arbeitsbedingungen afrikanischer und asiatischer Wanderarbeiter in Katar.
Vergangene Woche hatten wir die große Ehre zum Filmscreening des Dokumentarfilms “The Workers Cup“ in Nürnberg eingeladen gewesen zu sein. Die Filmvorführung wurde vom Internationalen Menschenrechtsfilmfestival Nürnberg (NIHRFF) gemeinsam mit dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg und der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur organisiert.
The Workers Cup von 2017 zeigt die Lebens- und Arbeitsbedingungen afrikanischer und asiatischer Wanderarbeiter in Katar, erzählt aber auch von dem für sie ausgerichteten Fußballturnier, das Workers Cup genannt wird.
Der Film zeigt das alljährlich von der katarischen Arbeiterwohlfahrt in den riesigen, teils halbfertigen Stadien in Doha, organisierte Fußballturnier, bei dem Teams der lokalen Baufirmen zusammengebracht gegeneinander antreten. Die teilnehmenden Arbeitsmigranten spielen aber nicht nur für die ausgelobten Geldpreise, sondern auch für ihre Unternehmen. Denn schnell wird klar, dass das das Turnier auch Teil einer Image-Kampagne ist.
Auch wenn der Workers Cup jährlich organisiert wird, werden die versprochenen Reformen des Arbeitsrechts nicht durchgeführt, und nach den Spielen müssen die Arbeiter wieder in ihre Lager und den ausbeuterischen Arbeitsalltag zurückkehren.
Beim Fußballspielen vergessen die am Workers Cup teilnehmenden Arbeitsmigranten, wenn auch nur zeitweise, ihre Enttäuschung darüber, dass viele von ihnen vor dem Unterzeichnen der Arbeitsverträge von den Anwerbern in ihren Heimatländern getäuscht, mit falschen Versprechungen in das Land gelockt und jetzt für die halben Gehälter arbeiten, die ihnen versprochen wurden.
Die anschließende Podiumsdiskussion mit dem kenianischen Menschenrechtsaktivisten Malcolm Bidali, dem im Jahr 2023 auch der Nürnberger Menschenrechtspreis verliehen wurde, drehte sich u.a. um die Frage, ob der Film die Arbeitssituation und Lebensbedingung migrantischer Arbeiter in Katar authentisch darstelle und ob sich seit den Dreharbeiten im Jahr 2017 irgendetwas verändert bzw. verbessert habe. Malcolm Bidali erzählte von seinen persönlichen Erfahrungen und wie sich diese mit den im Film portraitierten Schicksalen deckte. Er berichtete auch, dass sich seit den Dreharbeiten bzw. seit Austragung der FIFA WM 2022 nicht wirklich etwas verändert habe. Zwar sei das Kafala-System offiziell abgeschafft, doch in der Realität können migrantische Arbeiter*innen weiterhin nicht selbst über einen Jobwechsel oder eine Ausreise aus Katar entscheiden.
Bidali gewährte einen Einblick in die Arbeit der von ihm gegründeten Organisation MigrantDefenders, die sich für migrantische Arbeiter*innen einsetzt, die nach Kenia zurückkehren wollen.
Auf die Frage, wie Menschen in Deutschland seine Arbeit bzw. seine Organisation unterstützen könnten, antwortete Bidali, dass man sich für migrantische Arbeiter*innen bzw. relevante Organisationen in Deutschland engagieren solle. Denn die Ausbeutung migrantischer Arbeiter*innen sei kein katarisches Problem, sondern eine globale Ungerechtigkeit, die in Deutschland und ganz Europa – beispielsweise bei Erntehelfer*innen, Pflegekräften oder am Bau – dokumentiert ist.
Es hat uns gefreut, Malcolm Bidali – den wir im Zuge des Projekts Unser Spiel für Menschenrechte im Jahr 2022 zu einer Speaker’s Tour nach Österreich eingeladen haben – nach zwei Jahren wiederzusehen und uns mit ihm über die aktuelle Situation in Katar bzw. sein Engagement auszutauschen!