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Olympische und Paralympische Spiele 2024 in Paris: Menschenrechte und Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand

Rollstuhl-Basketball

Ein Kommentar von Hanna Stepanik 

Ende dieser Woche, nämlich ab 26. August, finden die Olympischen Sommerspiele 2024 zum dritten Mal in der französischen Hauptstadt Paris statt. Über einen Zeitraum von etwas mehr als zwei Wochen treten Athlet*innen aus 206 Nationen in 32 Sportarten gegeneinander an.

Das Motto für Paris 2024 lautet „Spiele weit offen“ („Ouvrons grand les Jeux“). Der Slogan soll zeigen, dass diese Spiele inklusiver, offener und gleichberechtigter sein werden. Auch die Themen Menschenrechte und Nachhaltigkeit haben sich die Organisator*innen groß auf die Fahne geheftet. Was ist wirklich von dem Mega-Spektakel zu erwarten und wie sieht es mit der Umsetzung von Standards in Sachen Menschenrechte und Nachhaltigkeit aus? 

Katar 2022: Ein Wendepunkt?

Durch die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft der Männer, die im Dezember 2022 in Katar zu Ende ging, wurde erstmals der Zusammenhang von Sport und Menschenrechten in der breiteren Öffentlichkeit diskutiert. Durch Kampagnenarbeit und verschiedene Aktivitäten widmete sich das von der fairplay Initiative koordinierte Projekt „Unser Spiel für Menschenrechte“ im Jahr 2022 vor allem der umstrittenen FIFA-WM und diversen Menschenrechtsverletzungen.

Diesen Sommer richten wir unseren Blick abgesehen von der UEFA EURO 2024, welche vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 in Deutschland stattfand, auf Paris. Die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele sind, neben Fußball-Megaevents, die Sportereignisse mit der größten Medienpräsenz. Denn wenn wir wollen, dass das Vermächtnis der FIFA-WM 2022 in Katar ein Wendepunkt in der Art und Weise ist, wie wir über die Überschneidung von Sport und Politik berichten, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir über diese Themen bei der nächsten Weltmeisterschaft und anderen zukünftigen globalen Sportereignissen in demokratischen Ländern weiterhin reflektieren und darüber berichten. Kurz: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Journalist*innen oder auch Menschenrechtsorganisationen die gleiche kritische Sichtweise, die sie auf Katar angewandt haben, auch auf andere Gastländer von Sportgroßereignissen anwenden.

Gleichzeitig können künftige Sportgroßereignisse durchaus Vorbildfunktionen einnehmen und mit ihrem Engagement sowie der Umsetzung von Menschenrechts- und Nachhaltigkeitsstrategien von der Theorie zur Praxis eine Inspiration für darauffolgende Events sein.

Die Olympischen Spiele bieten eine Plattform für Sportler*innen aus der ganzen Welt, ihre Fähigkeiten zu präsentieren. Sie sollen ein Symbol für Frieden, Fairness und Respekt sein, sowohl im sportlichen Wettbewerb als auch im Umgang mit den Menschenrechten. So rühmt sich Paris 2024 beispielsweise damit, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Spiele gleich viele Athleten* wie Athletinnen* teilnehmen werden.

Ehrgeizige Ziele: Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Die Spiele in Paris 2024 haben sich weiters zum Ziel gesetzt, nachhaltiger und umweltfreundlicher als je zuvor zu sein. Die Organisator*innen setzen sich laut offizieller Information dafür ein, die Umweltauswirkungen der Spiele zu minimieren, indem sie beispielsweise auf erneuerbare Energien setzen, Abfall reduzieren und umweltfreundliche Transportmittel fördern. Zudem sollen die Spiele dazu beitragen, das Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu stärken. Durch Maßnahmen wie Recycling, Wassereinsparung und CO2-Reduzierung wird angestrebt, dass die Olympischen Spiele 2024 einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten und als Vorbild für zukünftige Großveranstaltungen dienen.

Sowohl im Menschenrechtsbereich als auch bei Nachhaltigkeitsthemen wurden einige Wochen vor der Eröffnungszeremonie von Paris 2024 bereits einige kritische Stimmen laut.

Ähnlich wie bei vergangenen Sportgroßereignissen werden unter anderem die Arbeitsbedingungen – insbesondere von migrantischen Arbeiter*innen – sowie die massenhafte Vertreibung von Obdachlosen kritisiert. Doch auch die offene Forderung von Organisationen wie Amnesty International oder auch der Sports & Rights Alliance, das Internationale Olympische Komitee (IOK) möge sich klar und deutlich gegen die rassistische Diskriminierung von kopftuchtragenden Athletinnen* positionieren, bringt die proklamierte „Geschlechtergerechtigkeit“ von Paris 2024 ebenso ins Wanken, wie der Ausschluss der US-Amerikanischen Trans Athletin Lia Thomas. Amnesty International und diverse Medien weisen zudem darauf hin, dass die Ankündigung, wonach die Olympischen Spiele 2024 durch KI-basierte Videoüberwachungen sicherer gemacht würden, das Recht auf Privatsphäre verletzten und auch Verletzungen der Rechte auf Meinungsfreiheit und friedliche Versammlung zur Folge haben können.

In Bezug auf Nachhaltigkeits- und Umweltthemen machte in den letzten Wochen und Monaten vor allem die Entscheidung, die Surf-Wettbewerbe auf Tahiti stattfinden zu lassen, aufgrund der negativen Folgen für lokale Korallenriffs, Schlagzeilen; während ein offener Brief der Ecoathletes gegen das Sponsoring der Spiele seitens Toyota weniger bekannt ist.

Im Laufe der nächsten Wochen werden wir – so wie viele andere Sportbegeisterte, Berichterstatter*innen und Nichtregierungsorganisationen – ein besonderes Augenmerk auf die Olympischen Spiele 2024 haben und etliche High- und Lowlights in Bezug auf sportliche Leistungen, aber auch Menschenrechte und Nachhaltigkeit, mit Euch teilen! Wir sind gespannt …!

Wie sehr beispielsweise die Maßnahmen zu Umweltschutz oder auch die hoch gesteckten Ziele im Bereich Gender-Gerechtigkeit wirklich langfristig Früchte tragen, wird sich erst in einigen Monaten (oder Jahren) zeigen.

Fairplay bei den Paralympischen Spielen vor Ort  

Vom 28. August bis zum 08. September finden danach übrigens die Paralympischen Sommerspiele 2024 in Paris statt. Im Zuge des Projekts „Unser Spiel für Menschenrechte“ werde ich als Projektleiterin für fairplay live vor Ort sein und Euch über die sportlichen Highlights sowie Menschenrechts- und Nachhaltigkeitsaspekte am Laufenden halten!