Gemeinsam mit der Österreichischen Liga für Menschenrechte haben wir ein Spezialheft zur FIFA WM herausgegeben.
Die Initiative „Unser Spiel für Menschenrechte“ zur FIFA WM in Katar startete Anfang 2022 und besteht aus mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen. Sie ist Teil eines breiteren Arbeitsbereichs der fairplay-Initiative am VIDC, der sich mit dem Thema Menschenrechte im Rahmen von Sportgroßereignissen auseinandersetzt – dieses Jahr eben mit Fokus auf Katar. Im Jahr 2010 hat der Fußballweltverband FIFA die Austragung der WM 2022 an Katar vergeben. Die damaligen Mitbewerber waren die USA, Südkorea, Japan und Australien. Von Anfang an stand die Ausrichtung in Katar in der Kritik. Nicht nur aufgrund der Pläne, die WM entweder im Winter oder bei möglicher Klimatisierung der Stadien im Sommer auszutragen, sondern vor allem wegen der menschenrechtlichen Situation in Katar. Dazu kamen noch Korruptionsvorwürfe gegenüber der FIFA in Bezug auf Stimmenvergaben für Katar.
Bereits im Jahr 2014 forderte die von fairplay am VIDC koordinierte Initiative „Nosso Jogo“ gemeinsam mit der Gewerkschaft Bau-Holz vor der Botschaft von Katar in Wien den Stopp von Arbeitsrechtsverletzungen auf den WM-Baustellen in Katar. Damals legten wir 1.200 Bauhelme vor der Botschaft nieder, stellvertretend für die bis dahin ums Leben gekommenen Bauarbeiter. Mittlerweile würden wir – laut einer Schätzung von „The Guardian“ – schon über 6.500 Helme benötigen.
Doch nicht nur der arbeitsrechtliche Bereich in Katar stellt ist problematisch. Seit der Vergabe gab es zudem erhebliche menschenrechtliche Verletzungen in den Bereichen Presse- und Meinungsfreiheit, Frauen- sowie LGBTQI+-Rechte.
Mit der Bewerbung für Sportgroßereignisse verfolgen Staaten oft das Ziel, sich in der Öffentlichkeit positiv darzustellen („Sportswashing“) um ihre Wirtschaft anzukurbeln. Katar hat bereits vor einiger Zeit diese Strategie eingeschlagen: In den letzten 15 Jahren hat das kleine Emirat über 500 internationale Sportereignisse ausgetragen; zudem sponsert der Staatskonzern Qatar Airways Vereine wie Paris St. Germain oder FC Bayern München.
Prinzipiell hätten Sportgroßereignisse jedoch großes Potenzial, die Menschenrechte zu fördern – wenn gezielt Maßnahmen dafür gesetzt würden. Bereits
bei der Bewerbung muss klar sein, welche menschenrechtlichen Risiken es gibt, und wie man diesen begegnet. Weiters muss bei allen Aktivitäten rund um das Ereignis garantiert sein, dass die Menschenrechte nicht nur respektiert, sondern auch aktiv geschützt werden. Dementsprechend hat die Initiative „Unser Spiel für Menschenrechte“ ein Forderungspapier erarbeitet.
Mit dem vorliegenden Spezialheft wollen wir einen Einblick in die vielen Facetten und Themenbereiche geben und hoffen gleichzeitig, dass wir – trotz kritischer Perspektiven – optimistische und konstruktive Inputs für zukünftige Sportgroßereignisse aufzeigen können, um gemeinsam für einen Sport einzutreten, der die Würde aller garantiert und Solidarität sowie Antidiskriminierung in den Fokus rückt. Das Heft findet sich als Beilage im neuen ballesterer (für Abonennt*innen) oder hier zum Download: